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Mehr Serienmörder oder Lügner?

Henry Lee Lucas (1936 – 2001)

Henry Lee Lucas

Henry Lee Lucas wuchs in Virginia in ärmlichen Verhältnissen auf: Sein Vater war Alkoholiker und seine Mutter, die Prostituierte war, schlug ihren Sohn und zwang ihn, ihr bei ihrer Arbeit zuzusehen. Ein Freund von ihr zeigte ihm schon im frühen Alter, Tiere zu töten und Sex mit ihnen zu haben. Später wurden im Gefängnis bei einem Gehirnscan Schäden durch ein Schädelhirntrauma erkannt, die für die Bereiche Gefühle, Emotionen und Empathie zuständig sind. 1960 wurde er schon wegen dem Mord an seiner Mutter ins Gefängnis gebracht.

Alles begann – oder endete – im Jahr 1979: In Montey County, Texas, wurde die 82-jährige Kate Ritch vermisst. Lucas wohnte eine Zeitlang bei ihr. Kurz darauf wurde außerdem die 15-jährige Frida Loraine „Becky“ Powell vermisst gemeldet, Henry war ihr Freund. Er wurde also festgenommen und befragt, zeigte sich als sehr gesprächig und gab dann schlussendlich die Taten per Zettel zu:

Kate erstach er, anschließend vergewaltigte er die Leiche und verbrannte sie.

Becky erstach er ebenfalls, hatte anschließend Sex mit ihr und zerstückelte sie danach. Die einzelnen Körperteile verpacke er z.B. in Kissenbezüge und vergrub sie.

Dann kam die 1. Gerichtsverhandlung. Plötzlich gestand Lucas weitere Morde im ganzen Land:

„Was ist mit den anderen 100 Frauen, die ich getötet habe?“

Henry Lee Lucas bei der 1. Gerichtsverhandlung

Schlussendlich wurde er für den Mord an Becky lebenslänglich verurteilt.

Im Gefängnis zeichnete er seine angeblichen Opfer inklusive Notizen über die Todesart, Kleidung etc. Unter anderem wurde ihm eine Mordserie an der Interstate 35, die bisher ungeklärt war, zugeschrieben und er in eine Hochsicherheitszelle im Gefängnis in Georgetown, Texas.

„Wenn ich töte, werde ich wie ein Gefrierschrank – ganz kalt.“

Henry Lee Lucas über das Töten

Er brachte seine Opfer mit allen möglichen Mitteln um – er erschlug sie, vergewaltigte sie (vor und nach dem Tod), erstach sie, erschoss sie, kreuzigte sie, würgte sie… – nur Gift benutzte er bei seinen Morden nie. Ab 1979 sei das Morden ein Impuls und ganz automatisch geworden.

In Georgetown wurde die Gefängnispfarrerin Clemmie zu seiner besten Freundin, sie hörte ihm zu und war für ihn da, durch sie las er die Bibel, betete und wurde sehr gläubig. Er meinte, seine Berufung sei es, allen Familien und Angehörigen seiner Opfer Gewissheit und Frieden zu bringen, indem er Geständnisse zu den Morden ablegte. Außerdem hatte er scheinbar ein unglaubliches Gedächtnisvermögen, da er sich offensichtlich noch an Morde von vor mehreren Jahrzehnten erinnern konnte.

Verdächtig wurde die ganze Sache langsam, als Debra Sue Williamsons, die im August 1975 mit 15 Messerstichen tot aufgefunden wurde, Mord aufgedeckt wurde und Henry Lee Lucas trotzdem noch die Tat gestand.

In der Nähe von Oklahoma wurde eine Frau leblos gefunden, die nur mehr zwei knallorange Socken trug – der Fall wurde nur mehr „Die orangenen Socken“ genannt – und deren Mord Lucas ebenfalls zugab, doch nach einiger Zeit wieder abstritt – jedoch nur vor seinem Anwalt. Er hätte zu dieser Zeit im entfernten Florida gearbeitet. Er hätte ein schlechtes Gewissen wegen dem Mord an Becky gehabt und wollt sich deshalb umbringen. Doch er glaubte, bei Suizid würde er nicht zu ihr in den Himmel kommen, also nahm er diesen Mord auf sich, denn das Urteil wäre die Todesstrafe. Henry wollte sich also mit Hilfe der Justiz das Leben nehmen. Am Tag der Verhandlung machte er aber wieder einen Rückzieher und nahm seine Aussage vor dem Richter nicht zurück. Er wurde also verurteilt: Todesstrafe. Die Rangers versprachen ihm, am Leben zu bleiben, solange er ihnen half, offene Fälle zu schließen.

Insgesamt wurde er wegen 10 Morden zu lebenslänglicher Haft und einmal zum Tode verurteilt.

Der Polizei half er weiter bei der Aufklärung von vielen Morden, doch einige Familien glaubten die Geständnisse des Serienmörders nicht und forschten selbst nach. So wurde immer klarer, dass er einen Großteil seiner Taten gar nicht vollbracht haben kann, da er sich zu den Zeitpunkten oft nachweislich an einem anderen Ort aufgehalten hat.

Über die Zeit von 1975 bis 1983 gestand er hunderte Morde, zeitweise wurde von einer Opferzahl von mindestens 360 bis über 600 ausgegangen.


Doch ein Texas Ranger, Hugh Aynesworth, wurde immer misstrauischer und fand heraus, dass er viele der zugegebenen Morde nicht vollbracht hatte. Mindestens 200 Geständnisse waren unlogisch und unmöglich. Doch scheinbar wollte die Kommission der Texas Rangers – allen voran der Sheriff Jim Boutwell, die für Lucas‘ Fälle ins Leben gerufen wurde und zuständig war, nur ihre offenen Fälle schließen, einen Schuldigen finden und den Familien Frieden bereiten. Vor allem mit Boutwell hatte der Gefangene ein spezielles Verhältnis: Der Sheriff konnte ihn beruhigen und Henry tat alles, was der Ranger (hören) wollte.

Als Henry dann eigentlich alle ihm vorgelegten ungeklärten Morde bestätigte, erfand die Detektivin Linda Erwin eine Fallakte. Auch diese bestätigte der Gefängnisinsasse.

Ein Schwurgericht in Weyko wollte herausfinden, ob er wirklich der Serienmörder ist, der gesucht wird. Ab diesem Zeitpunkt streitet er ab, alle 600 bereits gestandenen Morde vollbracht zu haben: „Ich dachte, ich hätte Menschen getötet, dabei habe ich das möglicherweise nicht!“ – bis auf den Mord an seiner Mutter, an Kate Ritch und an seiner Becky, die das einzige Mädchen gewesen sein soll, das er geliebt hat.

„Ich akzeptiere Dinge, die gar nicht zu mir passen – und ich habe keine Kontrolle mehr darüber.“

Henry Lee Lucas über seine Geständnisse

Henry Lee Lucas war geistig sehr krank. Er wurde von Sheriff Boutwell manipuliert. Im Gefängnis wurde der Mörder auf Konfibulation, also Gedächtnisstörung, positiv getestet. Die Patienten dieser Krankheit haben viele Gedächtnislücken und setzen in diese einfach ihnen logische Schlussfolgerungen als anscheinende Erinnerungen ein, von dem sie ausgehen, dass das ihr Gegenüber hören will.

Im Juni 1998 sollte sein Tod mit der Giftspritze stattfinden, doch der damalige Governeur Bush begnadigte ihn, da der Fall der Orangenen Socken neu unter die Lupe genommen wurde und es Zweifel an Lucas‘ Schuld gab. Immer mehr „seiner“ Fälle wurden neu aufgerollt und zu dieser Zeit neu erfundene DNA-Tests durchgeführt. Bei immer mehr Opfern stimmte die DNA nicht mit der von Henry zusammen.


Im Juni 2001 starb Henry Lee Lucas an einem natürlichen Tod im Todestrakt in Georgetown. Bei seiner Beerdigung wurde ein Brief von ihm vorgelesen, in dem er sich für all die Lügen entschuldigte.

Auch nach seinem Ableben wurde noch weiter geforscht. Nach heutigem Stand können ihm nur mehr die Morde an seiner Mutter, Kate Ritch und seiner Freundin Becky mit Sicherheit zugewiesen werden.

Henry bekam von den Texas Rangers und Sheriff Boutwell oft so viele Informationen vor seinem Geständnis, dass er ganz einfach die wenigen Lücken selbst mit Logik füllen konnte und so die Morde auf sich nahm. Auch wenn der Großteil seiner gestandenen 600 Fälle nicht mehr wiedereröffnet wurden, konnte doch in einigen Morden der wahre Schuldige und somit Lucas‘ Unschuld festgestellt werden.

Henry Lee Lucas ist also kein Massenmörder, sondern ein unglaublicher Lügner, der mit seinem niedrigen IQ von 89 die Texas Rangers, die viel zu sehr auf das Schließen ihrer offenen Akten fixiert waren, hinters Licht. Er wurde vor allem von Boutwell massiv unter Druck gesetzt und wollte diesen nur zufrieden machen, indem er alles sagte, was der Sheriff wollte.

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Quellen:

Serie „Die Geständnisse eines Mörders“ (Original: The Confession Killer“ von und auf Netflix, 2019)

Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lucas-henry-lee.jpg

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